Stell dir vor, jemand erzählt von seinem wunderbaren Arbeitsplatz: schicke Möbel, die neuesten Computer, Ruhezonen, gutes Essen, sehr interessante Aufgaben, unendlich viele Weiterbildungsangebote, echt gute Führungskultur, internationale Kunden, klare Vision und echte Werte, die auch wirklich gelebt werden. Da kann man echt neidisch werden.
Bis man fragt: „Was macht denn das Unternehmen?“ Die Antwort kommt etwas genuschelt daher, und man muss nochmals nachfragen, bis man es versteht: „Wir produzieren Waffen!“
BÄM!
Es wird klar, was gemeint ist: Jeder „Ausgezeichnete Arbeitsplatz“ oder „Spitzen-Arbeitgeber“ verliert sofort an Glaubwürdigkeit und an Sympathie, wenn das Produkt, das dort hergestellt wird, einfach nur zerstörerisch ist für Mensch und Umwelt.
Dabei müssen es nicht unbedingt Waffen sein. Schädliche Chemikalien, ungesunde Nahrungsmittel oder schmutzige Energie tun’s auch.
Der Mensch als Ressource
Was hältst du von Unternehmen, die der Liebling der Anleger sind, weil ihre Aktien seit Jahren steigen, die aber gleichzeitig dafür bekannt sind, Menschen auszubeuten?
Das sind diejenigen, die Kosten dort drücken, wo es am meisten weh tut: bei den Menschen, die für sie arbeiten. Dabei ist es egal, ob sie im fernen Asien gefährliche und schlecht bezahlte Arbeitsplätze schaffen, für Menschen, die keine andere Wahl haben.
Oder ob sie ihren Mitarbeitern in Europa das gerade Notwendigste bieten oder immer die Bedingungen des Landes, das garantiert am arbeitgeberfreundlichsten ist. Nur so können sie ihre Dienstleistungen und Produkte anscheinend günstig anbieten. Und große Gewinne schreiben.
Greenwashing, Whitewashing, Pinkwashing
Solche Unternehmen sollten eigentlich gar nicht existieren. Weil sie es aber doch tun, tun sie alles, um ihr Image zu polieren. Im Marketing sind sie sehr gut – und geben dafür richtig viel Geld aus.
Sie spenden zum Beispiel große Summen an soziale oder ökologische Einrichtungen und kaufen sich so von ihrem schlechten Gewissen frei. Und reden dann lang und breit und überall darüber.
Dabei wäre es viel einfacher: wenn alle Unternehmen ihrer wahren unternehmerischen Verantwortung nachkämen und menschlich und ökologisch handelten, gäbe es wesentlich weniger Bedarf an Spenden für gemeinnützige Einrichtungen. Denn es bräuchte gar nicht so viele dieser Einrichtungen, die das ausgleichen, was in der Wirtschaft „verbockt“ wird.
„Wer etwas zurückgeben muss, hat zu viel genommen“, bringt es der Unternehmer Ricardo Semler sehr treffend auf den Punkt.
Wie ist denn nun so ein Lieblingsplatz für ALLE?
Stell dir einen Platz vor, an dem jeder Mensch, der sich dort aufhält, respektvoll behandelt wird – ganz egal, welche Rolle oder Aufgabe er hat. Es wird kein Unterschied gemacht zwischen Mitarbeitern, neuen Kunden, bestehenden Kunden, Aktionären, Investoren, Nachbarn, Lieferanten, Dienstleistern oder Passanten. Sie alle fühlen sich wohl an diesem Platz. Er gibt ihnen positive Energie – und sie sind glücklich. Das wirkt sich nicht nur auf ihr eigenes Wohlgefühl aus, sondern auch auf das ihrer Familien, Freunde und all derer, denen sie täglich so begegnen. Es ist ansteckend.
Keine der Personen muss Opfer bringen, damit die anderen mehr von irgendetwas bekommen. Niemand wird wegen seiner Rolle oder Aufgabe besser behandelt als andere. Jeder spielt eine wichtige Rolle im Gesamtkonzept, das darauf ausgerichtet ist, keinen Schaden anzurichten und den gemeinsamen Lebensraum (den Planeten, von dem wir alle zehren) lebenswert zu erhalten. Und unterm Strich gewinnen ALLE!
Nicht mit Wattebäuschen werfen!
Das heißt übrigens nicht, dass es keine Konflikte geben darf und sich alle gegenseitig immer toll finden müssen! Reibungen sind nötig, wenn man wachsen will. Die Art und Weise, wie man mit Konflikten umgeht, ist der Schlüssel zum gemeinsamen Erfolg.
Übrigens ist es harte Arbeit, ein Lieblingsplatz für alle zu werden und zu bleiben. Es gibt keinen Knopf, den man drückt, damit es schneller geht. Auch UnternehmerInnen wissen und können nicht alles und machen Fehler. Wenn sie auf dem Weg zum echten Lieblingsplatz für ALLE sind, ist es die Aufgabe ihrer MitarbeiterInnen, ihnen zu vertrauen. Und die Aufgabe von Kommplizinnen und Kommplizen ist es, aktiv mitzuwirken.
Nicht immer sind alle Beteiligten geduldig genug, dabei zu bleiben, und manch eine/r ist einfach nicht am richtigen Platz und sucht sich einen anderen. Das ist keine Schande.
Es ist aber etwas, das man bedenken sollte, wenn man Bewertungen über Arbeitgeber auf Kununu (oder anderswo) liest – oder sie selbst verfasst!
PS: 6 Tipps wie wir alle dafür sorgen können, dass es mehr Lieblingsplätze für ALLE gibt, findest du hier.