Oder: Trommeln und Thomann passen zusammen
Auf diese Klub-Tour habe ich mich schon sehr lange gefreut und auch viele der Mitreisenden waren Feuer und Flamme. Denn endlich ging es zum Musikhaus Thomann nach Treppendorf in der Nähe von Bamberg, bestens organisiert von Sonja. Denn: Mein letztes Erlebnis mit Thomann hat mich immens beeindruckt.
Aufwärmen und Einstimmen im Bus
Im bequemen Bus hätte sich Mancher sicher gerne zurück gelehnt, aber das war nicht geplant. Stattdessen übernahm Annegret die Führung und erzählte, wie wir bei unserer Tour zu VAUDE etwas geschaffen haben, was vor uns noch keiner so gemacht hat. Unsere Grundsätze zum Fairführen. Die Wirkung war so, wie erwartet: alle waren berührt, begeistert und fairführt!
Rechtzeitig zur Mittagspause erreichten wir die Hans-Thomann-Straße und fuhren an großen Hallen vorbei zu einem Glaspavillon. Wir wurden von unserer persönlichen Begleiterin Anja begrüßt und stärkten uns erst mal im schönen Thomann-Restaurant, der t.kitchen, mit einem guten Mittagessen und genügend Flüssigkeit an diesem heißen, fast tropischen Tag.
Abmarsch
Viel Zeit zum Schlemmen hatten wir nicht, denn jetzt ging es los: wir marschierten in die heiligen Hallen und legten den selben Weg zurück, den Waren auch zurück legen: von der Anlieferung, an großen Regalen und unzähligen Gabelstaplern vorbei, über das vollautomatischen Lagersystem, in dem 80.000 Kisten die vielen Kleinteile aufbewahren, die man bei Thomann bestellen kann, und schließlich zur Kommissionierung samt Endkontrolle, Verpackung und Versand.
Weiter ging es dann zum Laden, dorthin wo alles einst begann. Ursprünglich das Wohnhaus der Familie Thomann, besteht das Gebäude mittlerweile aus diversen Anbauten. Von außen wirkt es unscheinbar – innen ist es das Paradies für alle, die Musik lieben.
Wir erfuhren, dass es Leute gibt, die ihren Urlaub bei Thomann verbringen und teilweise von weit her anreisen. Den ganzen Tag – und manchmal auch zwei – lassen sie sich von dem inspirieren, was es bei Thomann zu sehen, zu erleben und auszuprobieren gibt.
Auch wir streiften durch die Stockwerke, sahen eine unglaubliche Anzahl an Instrumenten, bekamen in der PA-Abteilung eine Kostprobe samt Nebel und später sogar ein kleines Konzert auf der Handpan, einem Instrument, das immer mehr Liebhaber findet und das in liebevoller Handarbeit hergestellt und gestimmt wird. Das hört man!
Mit Musik fairführen
Stundenlang hätten wir hier bleiben können, aber wir hatten noch was anderes vor. In einem extra für uns reservierten VIP-Raum gab es Kuchen, und zwei Trommeln, genauer zwei Djemben, standen bereit.
"Andere mutig aus dem Takt bringen"
Wie kann man MitarbeiterInnen und ChefInnen sanft und wirkungsvoll fairführen?
Das war die Aufgabe, der wir uns heute intensiv stellten. Annegret erklärte die Übung und jeweils zu zweit wurde getrommelt. Die Aufgabe: eine Person findet ihren eigenen Rhythmus und die andere Person versucht, sie aus dem Takt zu bringen. Ob das gelang? Tja, wärst du dabei gewesen, wüsstest du, ob man mit Musik fairführen kann.
Meet & Greet mit Hans Thomann
Noch während wir trommelten, öffnete sich die Tür und wir bekamen Besuch. Hans Thomann, der Geschäftsführer und Mann hinter dem Erfolg, nahm sich die Zeit, uns zu treffen und sich mit uns zu unterhalten. Welche Ehre!
Wir nutzten das natürlich gnadenlos aus und bombardierten ihn mit Fragen. So erfuhren wir aus erster Hand wie alles begann, was die Zukunft bringt und was Thomann besser macht als Amazon.
Warum er tut, was er tut, das konnte Hans Thomann uns ganz konkret beantworten: Anfangs war er angespornt, bessere Produkte günstiger als seine Mitbewerber zu haben. Doch sein wahrer Antrieb ist es, laufend und intensiv, darüber nachzudenken, was noch besser ist für Mitarbeiter und Kunden – und es zu tun. Man sieht es an seinen Augen, dass das wahr ist. Sie leuchten.
Wie er führt, wollten wir wissen. Mit Herz und Menschlichkeit war seine Antwort. „Ich bin einfach so, wie ich bin. Und übrigens: Ich bin der Hans!“ Und damit sind wir mit ihm per Du, wie alle bei Thomann.
Keinen einzigen Controller hat er im Haus, eröffnete er uns stolz und eine Personalabteilung gibt es auch erst seit zwei Jahren. Alleine schon, um die 3.000 Initiativbewerbungen jährlich zu bearbeiten. Die Hierarchien sind wirklich flach, es gibt nach der Geschäftsführung noch eine Führungsebene und dann kommen schon die Mitarbeiter. Bei 1.200 Köpfen ist das schon eine Leistung!
Damit jeder Spaß bei der Arbeit hat, gibt es unterschiedliche Büroumgebungen – für diejenigen, die kreativ sind und für die Strukturierten. Übrigens wird gerade wieder neu geplant: weg von Großraumbüros hin zu kleinen Einzelbüros.
Nicht nur in den Büros, auch in der Logistik, das haben wir ja mit eigenen Augen gesehen, haben die Leute richtig Spaß. Die Staplerfahrer genießen es sichtlich, zwischen den Regalen zu fahren und wenn es sein muss, Besuchergruppen elegant und spontan auszuweichen.
Musik läuft sowieso überall und es gibt mehrere selbst geschriebenen Programme, mit denen die Mitarbeiter ihre Arbeit messen. Und zwar nicht, damit sie kontrolliert werden können, sondern einfach aus Spaß am internen Wettbewerb. Hase und Igel, das sind zum Beispiel die zwei Teams in der Verpackung und Endkontrolle. Sie messen sich daran, wer mehr Pakete pro Stunde schafft!
Alle Thomann-Mitarbeiter, auch Hans, bekommen ein fixes Gehalt, es gibt keine Leistungsanreize in Form von Boni. Und alle Gewinne fließen zurück in das Unternehmen. Mittlerweile besteht dieses übrigens aus mehreren GmbHs in unterschiedlichen Städten in Deutschland und auch im Ausland. China ist der nächste Markt, den er anvisiert, verrät uns Hans.
Treppendorf – der Nabel der Welt
Die meisten Mitarbeiter arbeiten allerdings im 200-Seelen-Ort Treppendorf, auch internationale. Denn genauso wie es den Thomann-Online-Shop in verschiedenen Sprachen gibt, gibt es auch ein internationales Service-Team. Wie er es schaffe, diese Menschen hierherzuholen, wollen wir natürlich wissen. Auch hier, so sagt Hans, müssen die Bedingungen für die Leute stimmen. Wenn diese das Gefühl haben, hier etwas bewegen zu können, dann kommen sie.
Deutschkenntnisse sind übrigens erst mal keine Voraussetzung.
„Mir ist lieber, sie spielen ein Instrument, als dass sie deutsch sprechen.“ Hans Thomann
Doch natürlich wird auch dafür gesorgt: Es gibt einen fest angestellten Mitarbeiter, der Deutschkurse und Englischkurse gibt. Und der auch Musiker ist, logisch.
Übrigens gibt es einen Proberaum, den Mitarbeiter buchen können. Und natürlich entstehen laufend Bands unter den Kollegen. Es ist zwar keine Pflicht, Musiker zu sein (außer bei denen, die Kundenkontakt haben), aber dennoch haben die meisten eine Beziehung zur Musik. Wie wohl die Mitarbeiterfeiern bei Thomann sind? Bestimmt geht da der Punk ab!
Und auch ansonsten ist Thomann ein Magnet in der Region. Es gibt Arbeitsplätze für viele Menschen, der Wirtschaftsstandort wird gestärkt und die Nachbarn werden zu Veranstaltungen eingeladen. Alles in allem ein gutes Miteinander.
Und wie ist das jetzt mit Amazon?
Es gibt einige Gründe, warum Thomann in Europa die Nummer eins im Online-Musikhandel ist:
- Logistisch werden Artikel immer zusammen geführt, sodass Kunden in der Regel ein Paket bekommen, statt mehrere Lieferungen. Das ist auch gut für den Planeten und verringert den CO2-Ausstoß. Zukünftig soll Papier auch wieder Plastik als Füllmaterial ersetzen.
- Jedes Instrument wird von einem der 56 Mitarbeiter im Qualitätsmanagement geprüft, bevor es versendet wird.
- Falls Produkte nicht funktionieren, werden diese zu 90 % gleichtägig repariert und können verkauft werden.
- Die Webseiten von Thomann (über 30) sind sehr detailliert, es gibt unglaublich viele Informationen zu allen Themen bis hin zu Produktvideos. Man kann sich sogar ein Instrument live im Laden präsentieren lassen, während man zu Hause vor dem Bildschirm sitzt.
- 350 Mitarbeiter stehen den Kunden für die Beratung zur Verfügung. Dabei wird nicht auf die Uhr geschaut, jede/r Berater/in darf selbst entscheiden, wie viel Zeit er/sie sich nimmt – je nach Kunden. Das habe ich selbst ja sogar erlebt, als ich anrief.
- In den Werkstätten von Thomann werden außerdem Instrumente sorgfältig repariert.
Um ein Unternehmen gut zu führen, das ein Lieblingsplatz für alle ist, braucht es also nicht viel:
Herz, einen gemeinsamen Rhythmus und Musik!
Fotos:
Titel, Hans Thomann, Logo: Annegret Jennewein-Kobel
Alle anderen: Gabriele Feile
Über den Klub der Kommplizen:
Sobald echte Kommplizinnen und Kommplizen zusammen kommen, passiert etwas Magisches: Ihre Talente, ihre Beherztheit und ihre Schaffensfreude verschmelzen. Sie vollbringen Dinge, die atemberaubend und weltbewegend sind.